Gleiche
Sprache?
Es fällt auf, dass Gegenstände im deutschen Sprachraum unterschiedlich
benannt werden. Was dem Wiener die Mélange ist dem Zürcher
der Capuccino. Teekessel funktionieren deshalb nicht grenzüberschreitend.
Für einen Schweizer sind die beiden nebenstehenden Bilder klar: Es
handelt sich um das Doppelwort Gipfel. Der Deutsche nennt das Gebäck
liebevoll Hörnchen. Ähnliche Unterschiede sind festzustellen
bei den Begriffspaaren Kirchenglocke/Hausglocke (BRD: Klingel), Tannzapfen/
Flaschenzapfen (BRD: Korken), Mausefalle/Türfalle (BRD: Türklinke).
Auch Pflanzennamen wechseln mit der Landesgrenze: Ein Katzenschwanz wird
in der BRD Schachtelhalm genannt und eignet sich deshalb nicht als Teekessel.
Eine Scheibe Brot wird beim Grenzübertritt zur Schnitte, eine Banknote
zum Geldschein.
Übersetzungen
Ob ein Begriffspaar ein gutes Beispiel für einen Teekessel hergibt,
lässt sich oft beurteilen, indem man beide Begriffe in eine andere
Sprache übersetzt. Der Gipfel (das Gebäck) heisst auf Französisch
croissant, der Berggipfel aber sommet oder cime.
Schuppen werden mit pellicules (Haarschuppen) bzw. abri
(Gebäude) bzw. écailles (Fischschuppen) übersetzt.
Jede Sprache sieht die Welt mit ihrer eigenen Sicht.
Schreibweise/Aussprache
Es gibt Wörter, die gleich geschrieben, aber verschieden ausgesprochen
werden, und etwas je Verschiedenes bedeuten: zum Beispiel Rost.
Zu dieser Kategorie gehören auch manche Wörter, die in Deutschland
mit dem scharfen Doppel-S geschrieben werden; das Zeichen 'ß' existiert
auf einer Schweizer Tastatur gar nicht, wird nie verwendet. Deshalb sind
Busse oder Masse südlich des Rheins Teekessel, worüber
der Berliner nur lächeln kann. Und dann gibt es jene Teekessel, die
gleich geschrieben und ausgesprochen werden, aber ein anderes Geschlecht
haben: der/das Bauer, der/das Tau, der/die See...
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